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26.11.2024

Barrierefreiheits­­stärkungsgesetz (BFSG)

Das neue Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG): Was es bedeutet und wie Sie Ihre Webseite vorbereiten können

Der Stichtag zum neuen Barrierefreiheits­­stärkungsgesetz (BFSG) rückt näher und schon häufen sich die Anfragen: "Wie setze ich das neue Gesetz um?"

Am 28. Juni 2025 tritt das neue Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) in Kraft. Dieses Gesetz verpflichtet Unternehmen, Barrierefreiheit in verschiedenen Geschäftsbereichen sicherzustellen, insbesondere im E-Commerce und bei telekommunikativen Dienstleistungen. Aber was bedeutet das für Ihre Webseite und Ihr Unternehmen? In diesem Artikel beleuchten wir die wichtigsten Aspekte der digitalen Barrierefreiheit und geben Ihnen eine umfassende Checkliste für barrierefreies Webdesign an die Hand.

Bereiche, die unter das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz fallen

Dienstleistungen
  • Telefondienste
  • E-Books
  • Messenger-Dienste
  • Auf Mobilgeräten angebotene Dienstleistungen im überregoinalen Personenverkehr
  • Bankdienstleistungen
  • Elektronischer Geschäftsverkehr
  • Personenbeförderungsdienste
Produke
  • Computer, Notebooks, Tablets und Smartphones
  • Geldautomaten, Fahrausweis- und Check-In-Auomaten
  • Fernsehgeräte mit Internetzugang
  • E-Book-Lesegeräte
  • Router

1. Was versteht man unter digitaler Barrierefreiheit im Internet?

Digitale Barrierefreiheit bedeutet, dass Webinhalte und -anwendungen so gestaltet sind, dass sie von Menschen mit Behinderungen genutzt werden können. Dies umfasst:

  • Technische Aspekte: Kompatibilität mit Hilfstechnologien wie Screenreadern.

  • Design-Aspekte: Verwendung von ausreichend kontrastreichen Farben und gut lesbaren Schriftarten.

  • Inhaltliche Aspekte: Klare und verständliche Sprache sowie logische Strukturierung der Inhalte.

2. Wie sieht eine barrierefreie Webseite eigentlich aus?

Eine barrierefreie Webseite ist so gestaltet, dass sie für alle Menschen zugänglich ist, unabhängig von ihren körperlichen oder technischen Möglichkeiten.

Aspekte:

  • Navigation und Interaktion: Eine klare und intuitive Navigation erleichtert allen Nutzern den Zugang zu ihren Inhalten. Menüstrukturen sollten logisch aufgebaut und konsistent sein. Auch sollten verschiedenen Möglichkeiten zur Interaktion und Navigation angeboten werden. Außerdem ist es wichtig, dass eine barrierefreie Webseite verschiedene Möglichkeiten zur Navigation und Interaktion bietet. Zum Beispiel kann die Nutzung von Tastaturbefehlen anstelle der Maussteuerung Menschen mit motorischen Beeinträchtigungen den Zugang ermöglichen.

  • Multimediale Inhalte: Videos, Audiodateien und Bilder sollten mit Alternativtexten, Untertiteln oder Beschreibungen versehen sein, damit sie auch von Menschen mit Seh- oder Hörbehinderungen wahrgenommen werden können.

3. Mit welchen typischen Hürden werden Nutzer konfrontiert?

Bei der Entwicklung von Produkten oder Dienstleistungen können unterschiedliche Barrieren entstehen, die den Zugang für bestimmte Nutzergruppen erschweren. Zu den häufigsten Hindernissen zählen technische Beschränkungen sowie Seh-, Hör- und motorische Beeinträchtigungen.

  • Fehlende Alternativtexte: Bilder ohne Beschreibungen sind für blinde oder sehbehinderte Menschen nicht zugänglich.

  • Komplizierte Navigation: Unübersichtliche Menüs und Strukturen erschweren die Orientierung.

  • Nicht skalierbare Inhalte: Texte oder Bilder, die sich nicht vergrößern lassen, beeinträchtigen die Lesbarkeit.

  • Zeitbegrenzungen: Inhalte mit automatischen Weiterleitungen oder kurzen Zeitlimits können problematisch sein.

4. Wann ist eine Webseite barrierefrei?

Eine Webseite gilt als barrierefrei, wenn sie den Richtlinien der Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) entspricht, insbesondere der Stufe AA. Diese Standards definieren, welche Anforderungen erfüllt sein müssen, um Barrierefreiheit zu gewährleisten.

Der BITV-Test: Ein Werkzeug zur Überprüfung der Barrierefreiheit

Der BITV-Test ist ein standardisiertes Prüfverfahren zur Beurteilung der Barrierefreiheit von Webseiten gemäß der Barrierefreien Informationstechnik-Verordnung (BITV 2.0). Dieses Testverfahren bewertet Webseiten anhand festgelegter Kriterien, die sich an den internationalen Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) orientieren. Durch den BITV-Test können Unternehmen und Organisationen feststellen, inwieweit ihre digitalen Angebote den Anforderungen der Barrierefreiheit entsprechen und wo Optimierungsbedarf besteht.

In Vorbereitung auf das Inkrafttreten des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes bietet der BITV-Test eine wertvolle Orientierungshilfe, um bestehende Barrieren zu identifizieren und gezielt zu beseitigen. Somit trägt er entscheidend dazu bei, dass Webseiten für alle Nutzergruppen zugänglich und nutzbar sind.

5. Was sind die Vorteile einer barrierefrei erstellten Webseite?

Die Vorteile einer barrierefreien Webseite sind vielfältig. Zum einen verbessert sie die Usability, also die Benutzerfreundlichkeit, für alle Nutzer und nicht nur für Menschen mit Behinderungen. Eine solche Webseite ist intuitiver zu bedienen und erleichtert die Navigation für jeden Besucher.

Zudem profitieren Sie von einer besseren SEO (Suchmaschinenoptimierung), da barrierefreie Webseite für Suchmaschinen leichter lesbar sind und daher häufig ein höheres Ranking erzielen. Dadurch erreichen Sie eine größere Zielgruppe, weil Ihre Inhalte für mehr Menschen zugänglich sind, was die Reichweite Ihres Angebots erhöht.

Schließlich führt die verbesserte Sichtbarkeit in Suchmaschinen wie Google zu einem höheren Google-Ranking, was mehr Traffic auf Ihrer Webseite generiert und potenziell zu höheren Umsätzen führt.

6. Wichtige Aspekte zum barrierefreien Webdesign – Eine Checkliste

  • Textalternativen für Nicht-Text-Inhalte: Stellen Sie sicher, dass alle Bilder, Grafiken und Icons mit aussagekräftigen Alt-Texten versehen sind.

  • Medienalternativen für Audio und Video: Bieten Sie Untertitel für Videos und Transkripte für Audiodateien an.

  • Barrierefreie Navigation: Nutzen Sie klare Überschriften, Inhaltsverzeichnisse und Breadcrumbs, um die Orientierung zu erleichtern. Um die Navigation so zu gestalten, dass sie über die Tastatur steuerbar sind, müssen verschiedene Aspekte der Zugänglichkeit berücksichtigt werden.

    Folgende Dinge sollten dabei beachtet werden:
    Um die Tastaturzugänglichkeit Ihrer Website sicherzustellen, verwenden Sie semantisches HTML wie `<nav>`, `<a>` und `<button>`. Setzen Sie das tabindex-Attribut (`tabindex="0"`) sinnvoll ein und vermeiden Sie positive Werte, um die natürliche Tastaturnavigation nicht zu stören. Implementieren Sie Tastaturereignis-Handler für interaktive Elemente, um Eingaben wie Enter und Pfeiltasten zu unterstützen. Stellen Sie sicher, dass alle interaktiven Elemente fokussierbar sind und bei Fokus visuell hervorgehoben werden. Bei komplexen Menüs steuern Sie das Fokus-Management programmatisch. Nutzen Sie ARIA-Rollen und -Attribute, um die Zugänglichkeit zu verbessern. Definieren Sie klare CSS-Fokus-Stile für visuelles Feedback. Vermeiden Sie Tastaturfallen, sodass Nutzer jedes Element erreichen und verlassen können. Testen Sie abschließend die Website gründlich mit der Tastatur, um Funktionalität und Fokusreihenfolge zu überprüfen.


  • Kompatibilität mit Hilfstechnologien: Testen Sie Ihre Webseite mit Screenreadern und anderen Assistenztechnologien, wie zum Beispiel einem Brailledisplay, oder Sprachsteuerungssystemen. Auch hier hilft die Verwendung von symantischem HTML. Die Inhalte sollten strukturiert werden. Hier helfen Tags wie <header>, <footer>, <nav>, <main>, <section> oder <article>. Acuh sollten die Überschriften hierarchich und sequenziell von <h1> bis <h6> angeordnet werden. So kann die Struktur der Seite klar kommuniziert werden.

  • Lesbare und verständliche Inhalte: Verwenden Sie einfache Sprache und kurze Sätze. Vermeiden Sie Fachjargon, wenn möglich.

  • Veränderbare Darstellung: Ermöglichen Sie Nutzern, Schriftgrößen und Kontraste anzupassen.

  • Einfache Auffindbarkeit: Implementieren Sie eine Suchfunktion und stellen Sie sicher, dass wichtige Informationen leicht zugänglich sind.

  • Fehlererkennung und -korrektur: Bieten Sie klare Fehlermeldungen und Hilfestellungen bei der Eingabe von Formularen. Beim Programmieren von Formularen zur Implementierung von Fehlererkennung und -korrektur ist es entscheidend, eine hohe Benutzerfreundlichkeit und Zugänglichkeit zu gewährleisten. Klare und verständliche Beschriftungen für jedes Formularelement helfen Nutzern, den Zweck jedes Feldes zu verstehen. Echtzeitvalidierung während der Eingabe ermöglicht sofortiges Feedback, sodass Fehler vor dem Absenden korrigiert werden können. Klare Fehlermeldungen sollten spezifisch und hilfreich sein, damit Nutzer genau wissen, welches Feld betroffen ist und wie der Fehler behoben werden kann. Fehlerhafte Felder sollten visuell hervorgehoben werden, etwa durch eine geänderte Rahmenfarbe oder ein Icon, um Korrekturen zu erleichtern.
    Fehlermeldungen müssen auch für Nutzer von Screenreadern und anderen Hilfstechnologien zugänglich sein, indem ARIA-Rollen und -Attribute verwendet werden. Nach einer Korrektur sollte das Formular erneut validiert werden, um sicherzustellen, dass alle Fehler behoben sind. Es ist wichtig, Validierungsprozesse so zu gestalten, dass sie den Nutzer nicht blockieren; umfassende Prüfungen sollten idealerweise erst bei der Übermittlung erfolgen. Die Verwendung von HTML5-Validierungsmechanismen wie type="email" oder pattern ermöglicht effektive Überprüfungen. Schließlich sollte der Übermittlungsprozess benutzerfreundlich gestaltet sein, sodass das Formular nach einer fehlgeschlagenen Übermittlung nicht zurückgesetzt wird und Nutzer ihre Eingaben nicht erneut vornehmen müssen.

  • Zeitliche Anpassungen: Vermeiden Sie automatische Zeitbegrenzungen oder bieten Sie Optionen zur Verlängerung an.

  • Kein Einsatz von Inhalten, die Krampfanfälle auslösen: Verzichten Sie auf blinkende oder flackernde Elemente.

7. Wer ist vom Barrierefreiheitsstärkungsgesetz betroffen und ab wann?

Das BFSG gilt für alle Unternehmen, die Produkte und Dienstleistungen im E-Commerce oder im Telekommunikationssektor anbieten. Die gesetzlichen Anforderungen müssen bis zum 28. Juni 2025 umgesetzt werden.

Ausnahmen zur Barrierefreiheitsverordnung

Private Angebote sowie solche, die ausschließlich im B2B-Bereich tätig sind, fallen nicht unter die neuen Regelungen. Kleine Unternehmen mit weniger als 10 Mitarbeitern oder einem Jahresumsatz von weniger als 2 Millionen Euro können von einigen Anforderungen ausgenommen sein. Dennoch ist es empfehlenswert, Barrierefreiheit zu berücksichtigen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

8. Fazit

Die Umsetzung der Barrierefreiheit ist nicht nur eine gesetzliche Pflicht, sondern bietet auch erhebliche Vorteile für Ihr Unternehmen. Sie verbessern die Nutzererfahrung, erreichen mehr Kunden und stärken Ihre Marke. Beginnen Sie jetzt mit der Planung, um rechtzeitig alle Anforderungen zu erfüllen.

9. Sie benötigen Unterstützung für eine barrierefreie Webseite?

Sie sind sich nicht sicher, wie Sie ihre Webseite barrierefrei gestalten können? Unsere Spezialisten helfen Ihnen dabei, Ihre Webseite gemäß den gesetzlichen Vorgaben zu optimieren und gleichzeitig die Benutzerfreundlichkeit zu steigern.

 

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